Nie wieder Wordpress: Wieso Payload CMS großartig ist

Payload CMS ist großartig. Als WordPress-Leidgeplagter und Ex-Strapi-Nutzer spreche ich da aus tiefster Erfahrung. Auf meinem eigenen Blog kommt Payload bereits zum Einsatz – auch dieser Text wurde über das System eingepflegt. Bevor ich aber mit meiner Lobeshymne loslege, ein kurzer Blick auf die Basics: Was ist Payload CMS eigentlich?
Ganz einfach gesagt: Payload ist ein Open Source Headless CMS. Das bedeutet, das Content-Management (also wo man Texte, Bilder & Co. einpflegt) ist komplett vom Frontend getrennt – also von dem, was die Nutzer:innen später im Browser sehen. Der Content wird über eine API bereitgestellt und kann dann völlig frei dargestellt werden. Das bietet enorme Flexibilität, bringt aber natürlich auch neue Herausforderungen mit sich. Und genau das macht es so spannend.
Volle Konfiguration statt Plug 'n' Play
Payload CMS ist nämlich zu 100 Prozent konfigurierbar – man kann sich das System somit so einrichten, wie man immer, denn es möchte. Plug 'n' Play wie man es von Wordpress & Co. kennt, ist hier also nicht gegeben. Vielmehr setzt die Software Coding-Fähigkeiten voraus und wenn man denn auch selbst hosten möchte, rudimentäre Dev-Ops-Skills. Auf einen Knopf drücken und schon ist die Seite online, spielt es hier eben nicht.
Allerdings ist die Nutzung sehr geradlinig und wenn man einmal ein Projekt damit aufgesetzt hat, ist es beim nächsten Mal deutlich einfacher. Die Docs von Payload CMS und die zugehörige Discord-Community sind ebenso recht hilfreich und die Developer auf Social Media recht aktiv. Wenn man also einmal ansteht, wird einem recht schnell geholfen – so zumindest meine Erfahrung.
Aufgesetzt wird das Projekt einfach über die Command Line. In weiterer Folge kann dann zwischen verschiedenen Startern ausgewählt werden. Ich empfinde das Website-Template als die beste Wahl, weil er die wichtigsten Funktionen (Pages, News, Live-Preview, Sitemap-Generierung) abdeckt und eine gute Übersicht bietet, wie man denn nun weiter vorgeht. Seit Version 3 ist Payload CMS vollständig in Next.js integriert – man muss das Framework aber nicht verwenden.

So sieht eine ganz einfach konfigurierte Collection aus.
Ein Baukasten, der keine Wünsche offen lässt
Collections bilden das Herzstück des Systems. Sie definieren, welche Inhaltstypen man verwalten möchte – Blogbeiträge, Produkte, Teammitglieder oder was auch immer das Projekt erfordert. Mit ein paar Zeilen Code kann man die Datenstruktur ganz einfach festlegen. Custom-Components lassen sich außerdem ebenso integrieren. Damit kann das CMS ganz einfach mit weiteren Werkzeugen nach Bedarf verbessert werden. Der Fantasie sind hier im Grunde keine Grenzen gesetzt. Gerade für Wordpress-Nutzer:innen ist dies eine Wohltat.
Ein besonders starkes Feature sind die Block-Components. Sie ermöglichen es, Inhalte modular aufzubauen – etwa nach dem Baukastenprinzip. Statt starrer Felder pro Seite kann man flexibel aus vordefinierten Inhaltsblöcken wählen: Text, Bild, Zitat, Galerie – was auch immer das Projekt eben braucht. Gerade bei Landingpages oder Editorial-Seiten bringt das enorme Vorteile, weil Redakteur:innen so mehr Spielraum bekommen, ohne das Design zu sprengen. Auch für Developer:innen ist das angenehm, weil sich die Komponenten gut strukturieren, testen und wiederverwenden lassen.
Die Live-Preview-Funktion verdient besondere Erwähnung – sowohl im Guten als auch im Schlechten. Sobald sie läuft, funktioniert sie sehr gut. In Echtzeit sieht man Änderungen ohne ständig zwischen Tabs wechseln oder einen Reload durchführen zu müssen. Allerdings ist das Setup in meinen Augen unnötig kompliziert und mit möglichen Fehlerstellen behaftet. Hier würde sich ein Plugin lohnen – dazu aber noch später mehr.
Lokalisierung, Plugins und Version-Control
Bei der Lokalisierung macht Payload vieles richtig. Die Mehrsprachigkeit ist von Grund auf mitgedacht. Man aktiviert sie in der Config und kann dann für jedes Feld entscheiden, ob es übersetzt werden soll. Ich betreibe meine Seite auf Deutsch und Englisch – das funktioniert reibungslos. Besonders gut harmoniert das System mit Next-Intl vom österreichischen Entwickler Jan Amann. Diese Library übernimmt das Routing und die Übersetzungslogik im Frontend elegant. Die Kombination aus beiden Tools ergibt ein durchdachtes Mehrsprachigkeits-Setup.
Das Plugin-Ökosystem steckt noch in den Kinderschuhen, wächst aber stetig. Das SEO-Plugin ist grundsolide und ermöglich etwa bei jedem Beitrag oder Seite den SEO-Titel, SEO-Beschreibung und Vorschaubild festzulegen. Aktuell gibt es auch Plugins für Formulare, genestete Seiten, Weiterleitungen, (interne) Suche, Sentry, Multi-Tenant und Stripe. Zu die zwei letztgenannten Tools kann ich nichts sagen, die anderen sind okay – wobei ich mir bei den genesteten Seiten eine bessere Dokumentation wünschen würde. Da Payload CMS Open Source ist, wächst die Sammlung an Plugins dank Community aber beständig.
Weitere nützliche Features von Payload CMS sind außerdem die Versionskontrolle und recht neu die Möglichkeit, ganz einfach Ordner für seine Inhalte zu erstellen. Mehrere Nutzer (gleichzeitig) und eine eigene Authentifizierungslösung sind ebenso integrierbar. Standardmässig wird bei dem CMS Facebooks Lexical für Rich-Text-Inhalte verwendet – bislang bin ich mit der Lösung recht zufrieden. CMS-Nutzer:innen wird hierbei ein mächtiges Werkzeug in die Hand gelegt, mit dem der Kreativität beim Aufbau einer Seite keine Grenzen gesetzt wird.
Eine gute Übersicht zu Payload CMS.
Volle Type-Safety und Self-Hosting
Als TypeScript-Verfechter schätze ich besonders die konsequente Type-Safety von Payload CMS. Das System generiert automatisch exakte TypeScript-Definitionen für alle Collections und Block-Components – und das zahlt sich aus: Tippfehler fallen sofort auf, Autocompletion funktioniert reibungslos, und man hat jederzeit einen klaren Überblick darüber, welche Felder und Datentypen zur Verfügung stehen. Besonders bei größeren Projekten sorgt das für deutlich mehr Sicherheit und Effizienz im Entwicklungsprozess.
Wer mit Next.js arbeitet, profitiert bei Payload CMS 3 ganz automatisch von den Stärken des Frameworks. Da Payload direkt in die Next.js-App integriert wird, lassen sich Features wie Incremental Static Regeneration (ISR), Server Actions, Edge-Rendering oder Caching-Strategien ganz normal einsetzen. Auch Middlewares oder API-Routen funktionieren wie gewohnt. Das CMS fügt sich also nicht nur technisch nahtlos ein, sondern eröffnet auch performanceseitig viele Möglichkeiten – egal ob man eine klassische Marketingseite, ein Blog oder eine hochdynamische Web-App baut.
Self-Hosting ist bei Payload CMS grundsätzlich möglich – und auch einer der großen Pluspunkte des Systems. Allerdings ist der Weg dorthin nicht trivial. Kein Wunder: Die Macher:innen wollen natürlich ihre eigene Hosting-Lösung „Payload Cloud“ pushen. Wer sich aber ein bisschen reinfuchst, kann das CMS auch problemlos selbst betreiben. Ich habe es mithilfe von Docker und Coolify umgesetzt – eine Kombination, die ich sehr empfehlen kann. Wer einen Einstieg sucht: Hier ist ein funktionierender Dockerfile, der mir sehr geholfen hat. Für einfachere Hobby-Projekte reicht aber auch ein Deployment über Vercel, das sich ebenfalls super mit Payload versteht. Die Hürde ist also da, aber definitiv machbar – und mit etwas Geduld steht dem eigenen Setup nichts im Weg.
Fazit
Payload CMS ist für mich das derzeit beste Headless CMS auf dem Markt. Es ist technisch durchdacht, modern, flexibel – und endlich ein System, das sich wie ein echtes Developer-Tool anfühlt, ohne dabei unbenutzbar für Redakteur:innen zu werden. Gleichzeitig ist genau das auch sein größter Nachteil: Die volle Konfigurierbarkeit ist Fluch und Segen zugleich. Wer sich Payload CMS antut, muss wissen, worauf er:sie sich einlässt – nämlich auf ein Setup, das nicht aus der Box läuft, sondern bewusst auf Eigenverantwortung und Entwicklungs-Skills setzt.
Ich würde es daher nur Menschen empfehlen, die technisch affin sind und ein gewisses Maß an Coding-Erfahrung mitbringen. Für Agenturen, Start-ups oder persönliche Projekte mit Ambition ist es ein Traum – für klassische „Ich klick mir meine Seite zusammen“-Usecases eher nicht. Trotzdem: Ich würde nie wieder zurück zu WordPress. Nicht nach all dem Ballast, Plugins und Umwegen, die man dort in Kauf nehmen muss, um ähnliche Ergebnisse zu erzielen. Und auch im Vergleich zu Strapi, mit dem ich ebenfalls länger gearbeitet habe, fühlt sich Payload durchdachter, stabiler und vor allem zukunftssicherer an.
Headless CMS sind für mich ohnehin die Zukunft – und Payload CMS ist aktuell das beste Beispiel dafür, wie so ein System mächtig, modular und trotzdem angenehm zu benutzen sein kann. Wer bereit ist, etwas Zeit und Gehirnschmalz zu investieren, wird dafür mit einem Werkzeug belohnt, das kaum Wünsche offen lässt.